Chile>Punta Arenas
Punta Arenas ist die südlichste Stadt Chiles. Sehenswürdigkeiten gibt es hier kaum. Dennoch lockt die Stadt aus zwei Gründen viele Besucher an. Zum einen verfügt sie über einen Flughafen über Meerzugang, sowie Autovermietungen. Alles drei ermöglicht vielen die weitere Erkundung des südlichsten Zipfels Südamerikas, insbesondere Feuerlands. Der zweite Grund ist die Freihandelszone, welche nicht nur für Overlander ein wahres Paradies zum günstig einkaufen ist. Hier gibt es wirklich alles. Uns führte es aus einem anderen Grund durch Punta Arenas. Wir wollten die Ruta 9s bis zu ihrem südlichsten Zipfels fahren. Denn am Ende erwartete uns nicht nur der Leuchtturm San Isidro, sondern auch eine Wanderung, die über 5 Tage uns an den wirklich südlichsten Ort des südamerikanischen Festlandes bringen sollte. Dem Cape Forward.
Leuchtturm San Isidro
Der Leuchtturm San Isidro wird gerne von Einheimischen Tagesausflüglern besucht. Am Parkplatz angekommen führt die Wanderung den Strand entlang zum Leuchtturm-Haus welches auf einer kleinen Halbinsel steht. Ab hier beginnen die schönen Ausblicke und vorallem der eigentliche Fernwanderweg. Für alle, die noch eine Tageswanderung einschieben möchten gibt es zwischen dem Parkplatz und dem Leuchtturm noch die Möglichkeit den Monte Tarn zu bewandern. Der Abzweig ist beschildert. Je nach Jahreszeit muss man entsprechend vorbereitet sein. Bei uns war es November und die Schneeschmelze noch im Gange. Entsprechend erwartete uns teilweise matschiger Boden und Schneereste. Die Wanderung machte uns riesige Vorfreude auf die Mehrtageswanderung, welche wir am Folgetag starteten. Durch einen unberührten Wald bestiegen wir den Berg und erblickten das erste Mal die Weiten der unberührten Natur.
Warnhinweis
Vorweg der Fernwanderweg ist wirklich traumhaft, aber auch anstrengend und brachte uns an unsere Grenzen. Man sollte gut vorbereitet sein. Gute Ausstattung wie Schuhe, Wanderrucksack, Zelt sind natürlich Pflicht. Darüber hinaus gibt es kaum Süßwasserquellen. Was bedeutet, dass man genug Wasser für die Tage einplanen sollte. Wir haben dort 4 Tage verbracht. Ja richtig gelesen, nur 4 Tage obwohl die Wanderung doch 5 Tage geht. Dies hatte drei Gründe: Das eben erwähnte Wasser. Wir haben tatsächlich unterwegs kein Süßwasser gefunden. Der zweite war der Mangel an trockenen Socken. Und der letzte Grund war einer der Flussdurchquerungen. Ja richtig, Flussdurchquerungen. Diese Wanderung hat direkt mehrere Parat. Auch sonst ist der Kampf mit der Natur ein ewiger Begleiter auf dieser Strecke. So führ sie die meiste Zeit dem Meer entlang. Durch traumhafte Buchten welche uns das Gefühl gaben in der Karibik gelandet zu sein, kommt man dem Meer stets so nahe, dass die Gezeiten ein ewiger Begleiter sind. Sich vorher einzulesen wann Ebbe und wann Flut sind, ist unumgänglich, denn zur falschen Tageszeit kommt man noch schwieriger voran. Auch bei den Flüssen ist dies relevant. Sind die ersten drei Flüsse noch irgendwie auch bei Flut überquerbar, so ist spätestens beim vierten Schluss. Selbst bei Ebbe steht man Hüfttief im Wasser. Den fünften Fluss haben wir zugegebenermaßen schon nicht mehr zu Gesicht bekommen, da uns unsere trockenen Klamotten ausgegangen sind und wir uns entschieden umzukehren. Denn wenn man nicht gerade am Meer entlang läuft, dann führt der Weg landeinwärts durch ein Moor. Dieses hatten wir nicht auf dem Schirm. Und so stampften wir irgendwann mit nassen Füßen durch die sumpfigen Landschaft. Eine Erkältung hätte uns wahrscheinlich unweigerlich bevorgestanden hätten wir uns einen weiteren Tag in die bereits nassen Klamotten begeben. Kurz: man sollte gut vorbereitet sein und wissen worauf man sich einlässt.
Empfehlung
Vom langen Warnhinweis nun zu dem Gründen die Wanderung zu machen. Eigentlich fällt mir da nur einer ein, aber dieser sollte ausreichen: unberührte Natur! Der Weg durch die Buchten, zur linken das Meer in welchem wir Delphine erspäten, zur rechten die tiefen dichten Wälder. Abgeschiedenheit und Ruhe sind einem hier Gewiss. Auf andere Menschen trafen wir nur einmal. Eine andere Wandergruppe, bei welcher wir bedauerlicherweise später merkten, dass sie nicht all ihren Müll wieder mitgenommen haben. Für uns war es total unverständlich wie man in Mitten dieses Fleckchen auf der Erde, das so rau, wild und malerisch ist, die Schönheit nicht sehen und belassen konnte. Wir genossen jede Sekunde und schliefen abends in unserem Zelt glücklich ein.
Fazit
Die Wanderung zum Cape Forward ist traumhaft schön. Allerdings auch nicht für jeden gemacht. Für alle die noch wenig Erfahrung mit Fernwanderwegen gemacht haben würden wir empfehlen ausgehend vom Leuchtturm San Isidro weiter zu wandern, eine Nacht in Zelt an einem geeigneten Platz zu machen und zurück zu gehen. Bereits die erste Bucht Bahia del Aguila ist traumhaft und lohnt sich enorm. Für alle die sich auf mehr einlassen wollen eine absolute Empfehlung, mit dem Hinweis sich gut vorzubereiten.