Los Glaciares III - El Chalten

Der Nationalpark Los Glaciares hat insgesamt fünf Zugänge, die sich in drei Bereiche gliedern lassen: die südlichen Zugänge ausgehend von El Calafate, die mittleren Zugänge erreichbar als Abstecher von der Ruta 40 und der nördliche Zugang über El Chalten. Wir sind im Dezember von Süd nach Nord gereist. Als letztes sind wir nach El Chalten.

El Chalten ist der bekannteste der Zugänge, denn El Chalten ist nicht nur gut mit dem Auto über die geteerte Straße erreichbar. Ein kleiner Flughafen, sowie Busse bringen insbesondere Backpacker dorthin. El Chalten gilt ähnlich wie der Torres del Paine als Wander-Mekka. Im Gegensatz zum Torres del Paine muss man hier aber keine horrenden Preise fürs Wandern und Campen bezahlen.

El Chalten

Als Freunde des Wanderns und mit einigen Vorinformation fuhren wir Richtung El Chalten weiter. Die letzten 80km führen geradlinig und geteert darauf zu. Das Wetter passte und wir bekamen direkt den besonderen Anblick zu sehen, welcher die Ortschaft charakterisiert. Zu Fuße der beiden Berge Cerro Torre und Fitz Roy streckt sich insbesondere letzterer senkrecht empor und verleiht dem Dorf einen besonderen Anblick. Angekommen fuhren wir in die Ortschaft hinein, da wir aus einer Ferreteria (eine Art Mini-Baumarkt) ein Ersatzteil für unsere Kabine benötigten. Jedes zweite Haus bestand im Zentrum aus einem Kaffee oder einer kleinen Bar in welchem man sich aufwärmen kann. El Chalten ist wahrlich auf Backpacker ausgelegt. Dementsprechend ist es Campern nicht gestattet in der Ortschaft mit einem Camper zu stehen. Wenig schlimm, denn man stellt dafür einen kleinen kostenfreien Parkplatz am Ortseingang direkt gegenüber vom Rangerhaus bereit. Hier tummeln sich somit sämtliche Overlander an einem Fleck. Sicherlich Geschmacksache, wir waren vom vielen Wildstehen in der Einsamkeit verwöhnt, so dass wir uns kurz daran gewöhnen mussten. Da wir sowieso die Tage auf Wanderschaft verbrachten spielte es eigentlich aber auch keine wirkliche Rolle.

 

Wanderungen

Denn von El Chalten aus gehen viele Wanderwege. Die meisten davon sind gut an einem Tag zu bewandern, auch wenn unterwegs Zeltplätze ausgewiesen sind. Wir hatten zunächst auch überlegt eine längere Wanderung mit Übernachtung anzugehen, dazu aber später. Bevor ich zu den weiteren Möglichkeiten komme, zunächst jene, die wir wahrgenommen haben.

Wanderkarte El Chalten

Unser erster Tag führte uns zum Cerro Torre. Auf der oben abgebildeten Wanderkarte die orangene Route. Diese führte uns 9km zum Cerro Torre hin und wieder 9km zurück. Der Weg ist sehr einfach zu begehen. Die einzige Schwierigkeit lag in den vielen Wanderern, denen man im Slalom ausweichen musste. Teilweise leider auch mit weniger aufmerksamen Zeitgenossen, deren Blick für andere Menschen nicht vorhanden zu sein schien oder deren Wanderstöcke wohl ein Eigenleben führen. Nichts desto trotz die Landschaft ist wunderschön. Besonders die Laguna Torre mit Blick auf den Cerro Torre faszinierte uns. Und obwohl auch hier einige Wanderer waren und der Wind patagonisch, verbuchten wir den Anblick als Glücksmoment, denn kaum eine Wolke hing in der Spitze des Berges. In Kombination mit den klimpern der Eisschollen vor uns, war dies nicht nur ein toller Anblick sondern auch eine einzigartige Geräuschkulisse.



Der nächste Tag führte uns zur Laguna de los Tres. Da die Strecke schon ein paar Kilometer in sich hatte (wir wanderten mit kleineren Abstechern auf die Nebenrouten und zu Lagunen ca. 26km) hatten wir im vornerein überlegt, ob wir diese Wanderung samt Übernachtung auf dem Zeltplatz Polincenot angehen sollten. Wir gingen auf Grund der Erfahrung von der Wanderung des Vortages davon aus, dass die Strecke wieder voll sein würde und die Wanderwege gut ausgebaut. So entschieden wir auf die Übernachtung zu verzichten. Mit leichtem Gepäck ging es also los. Die Strecke war wie erwartet recht voll. Zunächst schien sich dies aber mehr zu verlaufen als am Vortag. Auch hier ist die Landschaft wieder wunderschön. Ein Beispiel sei die Laguna Capri, welche für sich schon eine Wanderung wert wäre.


Im Angesicht der vielen Kilometer die noch vor uns lagen verweilten wir aber nur kurz. Leider zeigte sich ab hier aber auch bereits, dass diese Gegend viel bewandert wird und so fanden sich in so mancher Hecke Klopapierreste. Die sich dadurch bereits angekündigten Menschenmenge begann ab dem Zeltplatz Polincenot offenbar zu werden. Dort vorbeilaufend hatten wir kurzzeitig das Gefühl auf einem Festivalplatz gelandet zu sein. Für junge Backpacker schien dies ein Paradies zu sein. Wir für unseren Teil schienen wohl in den letzten Jahren etwas gealtert zu sein, denn wir waren froh uns gegen das Zelten entschieden zu haben. Kurz nach dem Zeltplatz ging es den steilen Berg zur Laguna Torre hinauf. Der Fitz Roy selbst hat stolze 3375 Meter Höhe und um dessen Anblick zu genießen ging es nun nochmal 900 Höhenmeter hoch. Die eigenwilligen Wanderstöcke vom Vortag schienen auf dieser steilen Strecke ein besonderes Eigenleben zu führen und so bestand der Anstieg gleichermaßen aus der Anstrengung des Anstiegs, sowie aus Ausweichen und Aufpassen auf andere. Die vielen Schilder, dass man den Weg keinesfalls verlassen solle und dass dieser Wanderweg bereits der am meisten zerstörte im gesamten Park sei, schienen auch nur zur Zierde aufgestellt und nicht beachtenswert. Sehr schade, denn nach wie vor galt, dass die Landschaft für sich sehr schön ist. Auch wenn wir an diesem Tag weniger Glück hatten und der Fitz Roy in einer großen Wolke lag bis wir ankamen (das kann sich scheinbar innerhalb eines Tages schnell ändern), so genossen wir immer wieder den Ausblick.

Weitere Wandermöglichkeiten

Neben den von uns gemachten Wanderungen gibt es noch ein paar Weitere. Eigentlich sind alle bekannteren auf der obigen Wanderkarte vermerkt. Es fehlt dort aber eine: der Huemul Circuit. Dies ist eine Mehrtageswanderung über ca. 4 Tage. Diese wird man auf keiner offiziellen Karte finden, da man sich hierfür bei den Rangern registrieren muss. Ein Laufen ohne vorherige Einweisung ist nicht gewünscht und so prüfen die Ranger,ob man über die benötigte Kletterausrüstung verfügt. Wir hatten diese nicht und da wir gehört hatten, dass es auch auf diesem Wanderweg teilweise Rückstau an den Kletterpassagen gibt entschieden wir uns dagegen diese auszuleihen. Wir können den Weg somit nicht final einschätzen, da wir aber das Gefühl haben, dass dieser selten erwähnt wir, wollen wir an dieser Stelle zumindest einmal auf ihn hinweisen.

Fazit

El Chalten ist ein Wander-Mekka und was für Mekka gilt, gilt auch hier. Der Ort hat eine große Anziehungskraft und ist besonders. Allerdings ist man in Mekka auch nie alleine. Würden wir El Chalten empfehlen: Ja! Aber wir verbuchen El Chalten auch nicht als Overlander Paradies. Zu voll die Wege, zu ausgetreten die Pfade.




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